Eine Information zu FASD - der fetalen Alkoholspektrumstörung
Alkoholkonsum während der Schwangerschaft ist die häufigste Ursache für angeborene Fehlbildungen, Entwicklungs- und Wachstumsstörungen, geistige Behinderungen, sowie Verhaltensauffälligkeiten. Diese werden in der Summe als Fetal Alcohol Spectrum Disorders (FASD) bezeichnet. Anne-Christin John vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes klärt im Rahmen ihrer Präventionstätigkeit zu diesem Thema auf, um gemeinsam mit externen Beratungsstellen langfristig werdende Mütter zu sensibilisieren.
Bei einer Alkoholspektrumstörung ist insbesondere das Stirnhirn des ungeborenen Kinder durch Alkoholgenuss der Schwangeren irreversibel geschädigt. Deshalb muss FASD als eine unheilbare Behinderung verstanden werden.
Durch diese Hirnschädigungen kann eine Vielzahl von geistigen und verhaltensbezogenen Problemen entstehen. So kommt es zu gravierenden Einschränkungen von Funktionen, die zum Handeln und für den Umgang mit anderen Menschen notwendig sind - beispielsweise:
- Arbeitsgedächtnis
- Impulskontrolle
- Fähigkeit, sich Ziele zu setzen
- Fähigkeit, strategisch zu handeln
- Entscheidungsfindung
- Aufmerksamkeitssteuerung
Dabei kann die Intelligenz insgesamt normal, aber auch beeinträchtigt sein.
Auch Organmissbildungen und körperliche Auffälligkeiten treten auf - beispielsweise:
- Herzfehler
- Wachstumsstörungen (Minderwuchs, Untergewicht)
- Mikrozephalie (Minderentwicklung des Gehirns und zu kleiner Kopfumfang)
- spezifische Auffälligkeiten im Gesicht (kurze Lidspalte, verstrichene Falte zwischen Oberlippe und Nase, schmale Oberlippe)
Das Ausmaß der Störungen ist sehr individuell. Allerdings ist es Dreiviertel der Betroffenen nicht möglich, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Sie sind lebenslang auf professionelle Unterstützung angewiesen.
Vergleichbare Störungen werden auch durch Konsum anderer Drogen (z.B. Cannabis) in der Schwangerschaft verursacht.
In Deutschland ist FASD ein bedeutendes Problem, das oft nicht erkannt wird. Die Diagnostik des FASD ist komplex und erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise. Laut des Bundesgesundheitsministeriums sind etwa 800.000 Menschen betroffen, darunter ca. 130.000 Kinder und Jugendliche. Schätzungen deuten darauf hin, dass die tatsächliche Zahl jedoch höher sein könnte.
Deshalb möchte Anne-Christin John deutlich machen: Es gibt in der Schwangerschaft keine unbedenkliche Menge Alkohol! Da FASD ausschließlich durch Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft ausgelöst wird, wäre es zu 100 Prozent vermeidbar.
- Alkohol wird nicht durch die Plazenta gefiltert.
- Das Kind in der Gebärmutter ist 10 Mal länger alkoholisiert als die Mutter selbst.
- Alkohol benötigt drei Stunden, bis er verkocht ist.
- Es gibt viele Lebensmittel, in denen Alkohol versteckt sein kann (z. B. Cremeschnitten, Schokoriegel, Konfitüre, Rote Grütze, Apfelkompott, uvm.)
Übrigens:
Man geht heute davon aus, dass Moritz aus der Geschichte "Max und Moritz" von Wilhelm Busch von FASD betroffen war, denn sowohl Aussehen als auch Verhaltensmuster stellen ein klassisches Beispiel für das FASD dar.
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